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Viele Patient:innen mit kardiovaskulären Erkrankungen leiden aufgrund ihres hohen Alters an Komorbiditäten: Bei etwa der Hälfte der Patienten liegt neben einer Herzinsuffizienz eine koronare Herzkrankheit vor, bei etwa einem Drittel eine chronische Nierenerkrankung, Diabetes mellitus und/oder Vorhofflimmern/-flattern. Weitere häufige Komorbiditäten sind COPD, Depressionen, Anämien, schlafbezogene Atmungsstörungen und pAVK. In einer deutschen Kohortenstudie wurden bei rund 50% der Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz (NYHA I-IV) mindestens sieben weitere Erkrankungen diagnostiziert.
Durch die dadurch ansteigende Zahl der gleichzeitig verabreichten Arzneimittel erhöht sich die Gefahr für Symptome, die durch klinisch relevante Wechselwirkungen zwischen den Arzneimitteln, aber auch durch fehlende Dosisadaptierungen entstehen. Meistens werden diese Nebenwirkungen durch Gabe eines zusätzlichen Arzneimittels therapiert und die Polypharmazie erhöht sich noch mehr!
Zahlreiche internationale Studien zeigen anschaulich den Zusammenhang von Polypharmazie und erhöhten Aufnahmen ins Spital bzw. erhöhter Sturzrate und damit verbundener erhöhter Mortalität auf.
Die Devise „Weniger ist mehr“ kann aufgrund der zahlreichen Guidelines für jede gestellte Diagnose oft nicht erreicht werden. Es ist aber essentiell, in regelmäßigen Abständen die „Medikamentencocktails“ auf mögliche negative Interaktionen zu überprüfen. Um die klinische Relevanz einer möglichen, in diversen Interaktionstools beschriebenen Arzneimittelinteraktion zu beurteilen, müssen Zusatzinformationen vorliegen:
- aktueller Blutbefund: Elektrolyte, Nierenfunktions- und Leberfunktionsparameter (um die pharmakokinetischen Aspekte und den momentanen Istzustand des Patienten erfassen zu können)
- aktuelle Diagnosen (zur Nutzen/Risikobewertung des derzeitigen Arzneimitteleinsatzes
- eventuell vorhandene Symptome, verstärkte Nebenwirkungen,
Anhand von Fallbeispielen werden die Medikamentencocktails kardiovaskulärer Patient*Innen besprochen und Tipps für die Praxis zur Vermeidung pharmakokinetischer und pharmakodynamischer Wechselwirkungen bzw. zu sicheren Medikamentenkombinationen gegeben.