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Appell an NÖ Ärzte, sich ihre Arbeit vom Patientenanwalt nicht schlechtreden zu lassen

Presseinformation vom 10. März 2020

Mehrere Ärzte beenden aus Protest freiwilligen Bereitschaftsdienst

Nach der Aussage von Patientenanwalt Bachinger, dass es im niedergelassenen Bereich eine seiner Meinung nach grottenschlechte Versorgung von chronischen Patienten gibt, meldeten sich zahlreiche verärgerte Ärztinnen und Ärzte in der Ärztekammer. Aus Protest werden sie sämtliche freiwilligen Tätigkeiten wie den Bereitschaftsdienst am Wochenende oder die Visiten bei Patienten, die am Coronavirus erkrankt sind, künftig aussetzen. Der Präsident der NÖ Ärztekammer, Dr. Christoph Reisner, MSc hat Verständnis für den Ärger, appelliert aber dennoch an die Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner: „Gerade jetzt brauchen uns die Patientinnen und Patienten, die hier völlig unschuldig zum Handkuss kommen. Nur weil der Patientenanwalt sich unüberlegt zu Themen äußert, bei denen er sich offensichtlich nicht auskennt und die auch nicht zu seinem Aufgabengebiet gehören, müssen wir dennoch hinter unseren Patientinnen und Patienten stehen.“

Bachinger vertritt schon längst nicht mehr die Interessen der Patienten

Es gibt kein sachlich fundiertes Argument für die Verlagerung von hausärztlichen Tätigkeiten in Ambulanzen, wie dies zuletzt von Seiten der ÖGK und jetzt vom Patientenanwalt gefordert wird. Rund 800 Hausärztinnen und Hausärzte mit Kassenvertrag kümmern sich über ganz Niederösterreich verteilt in Einzelordinationen, Gruppenpraxen und Primärversorgungseinheiten um die Sorgen und Krankheiten ihrer Patienten. Demgegenüber leisten die Ambulanzen an rund 25 Spitalsstandorten sicherlich ebenso wertvolle Arbeit, allerdings kann sich dort kein Patient seinen Arzt aussuchen oder erwarten, dass der behandelnde Arzt den Patienten oder sogar seine familiäre Anamnese kennt. Dr. Dietmar Baumgartner, Vizepräsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, hat tagtäglich mit Patientinnen und Patienten zu tun. Er kennt deren Wünsche genau: „Die Menschen wollen den niederschwelligen Zugang zum Gesundheitssystem, kurze Anfahrtswege und vor allem schätzen sie, dass ihr persönlicher Arzt sie und die familiäre Situation kennt und falls notwendig auch Visiten macht. Diesen Luxus kann nur die niedergelassene Ärzteschaft bieten.“

Forderung nach Entschuldigung weiterhin aufrecht

Genau aus diesem Grund appellieren Reisner und Baumgartner an die Ärzteschaft, sich nicht die Freude an ihrem Beruf nehmen zu lassen, sondern wie bisher für ihre Patientinnen und Patienten da zu sein. Dienst nach Vorschrift ist in dieser Situation keine Lösung. Ungeachtet dessen bleibt aber die Forderung nach einer Entschuldigung des Patientenanwaltes weiterhin aufrecht. „Wir können jederzeit eine sachliche Diskussion über Verbesserungen auch mit dem Patientenanwalt führen. Pauschale und unqualifizierte Kritik gehören da aber nicht dazu“, so Reisner abschließend.