Ärztemangel erfordert dringend Maßnahmen
Rund die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte wird in den kommenden zehn Jahren in Pension gehen. Höchste Zeit, rasch effektive Maßnahmen zu ergreifen, die dem Ärztemangel entgegenwirken. „Eine Verdoppelung beziehungsweise erforderliche Anpassung der Studienplätze für Humanmedizin - zuletzt mehrfach von politischer Seite gefordert - ist ein relevanter und notweniger Schritt, dem mittlerweile außer Zweifel stehenden Ärztemangel entgegenzuwirken. Diese mittel- bis langfristige Maßnahme kann im Zusammenspiel mit weiteren Elementen die Sicherstellung der medizinischen Versorgung gewährleisten. Zu diesen Punkten zählen die Verbesserung der Qualität der Ausbildung, beginnend bei einer zeitgemäßen Studienordnung, über eine hohe Qualität der Ausbildung nach dem Studium, gefolgt von modernen Perspektiven im Berufsalltag mit Rahmenbedingungen, die das Abwandern aus Österreich unattraktiv machen. Dieses Maßnahmenbündel ist notwendig, um die ärztliche Versorgung mittel- und langfristig sichern zu können. Gerade die Universitäten, der Startpunkt der Ausbildungskaskade, müssten das höchste Interesse daran haben, die Zahl der Studienplätze der langfristigen Entwicklung anzupassen, vorausgesetzt die Finanzierung ist sichergestellt. Es ist bedauerlich, dass sich gerade eine dieser Institutionen gegen das Notwendige stellt", betont Vizepräsident und Kurienobmann der angestellten Ärzte der NÖ Ärztekammer, OA Dr. Ronald Gallob.
Dr. Christoph Reisner, MSc, Präsident der NÖ Ärztekammer, sieht zusätzlich Verbesserungspotential bei der Auswahl der Medizinstudentinnen und -studenten: „Die Auswahlkriterien beziehungsweise der Medizinaufnahmetest MedAT sollten überarbeitet werden. Wir schließen derzeit zahlreiche empathische junge Menschen, die sehr gute Ärztinnen und Ärzte wären, vom Medizinstudium aus. Es ist daher dringend an der Zeit, besser geeignete Kriterien für das Auswahlverfahren zu finden."
Studienabsolventen in Österreich halten
Derzeit beginnen nur 60 Prozent der Medizinabsolventen in Österreich zu arbeiten. Die Gründe dafür sind vielfältig. Gallob: „Einerseits sind junge Menschen flexibler und mobiler als früher, andererseits locken Nachbarn wie die Schweiz oder Deutschland, aber auch die skandinavischen Länder mit besserer Bezahlung und attraktiveren Arbeitsbedingungen." Und Reisner ergänzt: „Wir müssen daher jungen und älteren Ärztinnen und Ärzten spannende Zukunftsperspektiven über das gesamte Berufsleben hinweg bieten, um ihre wertvolle Arbeitskraft nicht ans Ausland zu verlieren. Dies betrifft den angestellten Bereich im Krankenhaus genauso wie den niedergelassenen Bereich in den Ordinationen."