NÖ Ärztekammer kritisiert die mangelhafte Verteilung von Paxlovid

Presseinformation vom 12. Dezember 2023

Umständliche Logistik verhindert raschen Therapiebeginn

Seit Tagen ist bekannt, dass Paxlovid, ein hochwirksames Medikament gegen schwere Krankheitsverläufe von COVID-19, in vielen österreichischen Apotheken nicht mehr erhältlich ist, obwohl derzeit so viele Menschen an Corona erkrankt sind wie vielleicht noch nie bisher während der Pandemie. Dr. Harald Schlögel, Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich, kritisiert die aktuelle Situation: „Besonders für Risikopatientinnen und -patienten ist es extrem belastend, wenn sie ein hochwirksames Medikament nicht erhalten, nur weil die Logistik versagt hat. Auch das Versprechen des Ministers, dass über das Wochenende in jeder Apotheke eine (!) Packung Paxlovid erhältlich sein wird, ist eine reine Alibiaktion und konnte nicht eingehalten werden. Medizinisch gesehen ist dieses Versagen ein Wahnsinn.“ Auch logistisch gesehen stellt die politische Vorgabe die Apotheken und erkrankten Menschen vor bürokratische Hürden. Jede Apotheke sollte bis auf eine Packung Paxlovid alle anderen zum Großhandel zurückschicken, damit dieser die Packungen neu verteilt. Erst wenn die einzig verbliebene Packung verkauft wird, darf die Apotheke wieder eine einzige (!) neue Packung nachbestellen. Zum Teil kommen aber stündlich erkrankte Menschen in die Ordinationen, die Paxlovid benötigen.

Dass derzeit sehr viele Menschen an Corona erkrankt sind, weiß auch Dr. Max Wudy, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer, aus der täglichen Arbeit in seiner Ordination: „Wir haben aktuell Rekordwerte bei der SARS-CoV-2 Konzentration im Abwasser mit steigender Tendenz. Die ÖGK meldete letzte Woche 42.000 Krankenstände wegen Corona in Österreich. Man kann davon ausgehen, dass rund ein Fünftel davon in Niederösterreich derzeit das Bett hüten, was sich auch mit meiner Erfahrung aus der Ordination deckt. Paxlovid muss sehr rasch nach Erkrankungsbeginn verabreicht werden, sonst kann das teure, aber sehr gute Medikament seine Wirkung nicht entfalten. Eine verzögerte Einnahme könnte daher besonders für Risikopatient:innen schwerwiegende Folgen haben und wäre in jedem Fall eine extreme Ressourcenverschwendung. Diese Form der Mangelverwaltung erinnert an längst vergangene Zeiten.“

Dass die Politik nicht nur bei der Verteilung von Paxlovid versagt hat, sondern auch sonst nicht auf die Coronawelle vorbereitet ist, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass Mitte Dezember noch immer nicht klar ist, ob in ärztlichen Ordinationen bei symptomatischen Patient:innen weiterhin ein kostenloser Antigentest durchgeführt werden darf. „Eine diesbezügliche Klärung, was ab 1. Jänner 2024 möglich ist, wäre dringend nötig, Herr Minister! Wir müssen die Tests ja zeitgerecht bestellen, um nicht zu Jahresbeginn ohne Tests dazustehen und auf eine Verteilaktion von Ihnen zu warten“, meint Wudy abschließend.

Rückfragehinweis:
Ärztekammer für Niederösterreich, Presse, PR & Kommunikation
Mag. Birgit Jung
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