Verschärfte Maßnahmen werden begrüßt, gehen aber nicht weit genug. Es braucht eine Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegepersonal, Pädagogen und Polizei
Mit großer Aufmerksamkeit haben nicht nur Ärztinnen und Ärzte die zuletzt beschlossenen und ab heute, Montag, gültigen verschärften Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus vernommen. Hört man auf die Expertinnen und Experten, gehen diese aber nicht weit genug und werden nicht rasch genug den erwünschten Erfolg bringen. Dr. Gerrit Loibl, MSc, Vizepräsident der NÖ Ärztekammer, stellt daher klar: „Angesichts der dramatischen Infektionszahlen ist das rasche Handeln der Regierung zu begrüßen, bloß es wird nicht ausreichen, um die entscheidende Trendwende herbeizuführen. Wir müssen auf die anerkannten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hören und brauchen konsequentere Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens. Dies kann am effektivsten mit einer Impfpflicht für jene Personengruppen erreicht werden, die aufgrund ihrer Profession mit Kranken, Geschwächten und Menschen, die sich nicht impfen lassen können, zu tun haben. Konkret geht es hier um Personal im Gesundheits- und Pflegebereich, um Pädagoginnen und Pädagogen in Schulen, Kindergärten, Nachmittagsbetreuungseinrichtungen etc. sowie um die Polizei.“
Bis all diese Personen, denen aufgrund ihres Berufs eine besondere Verantwortung zukommt, geimpft sind, wird es einige Zeit brauchen. „Solange müsse daher statt 2G ab sofort 2G plus gelten, eine FFP2 Maskenpflicht in Innenräumen sowie eine PCR-Testpflicht in Lokalen und am Arbeitsplatz auch für Geimpfte“, ergänzt Loibl. Bei einem aktuellen Reproduktionsfaktor von 1,2 bis 1,4 braucht es eine Kontaktbeschränkung um 30 Prozent sowie eine deutliche Erhöhung der Impfquote. Loibl ist bewusst, dass Kritikerinnen und Kritiker der Impfpflicht als Argument dagegen eine weitere Verschärfung des Personalmangels im Gesundheits- und Pflegebereich anführen werden. „Dem kann zumindest in Krankenhäusern und Pflegeheimen einfach entgegengewirkt werden, indem ungeimpftes Personal bis auf Weiteres ausschließlich auf COVID-Stationen eingesetzt wird, weil dort logischerweise keinerlei Infektionsrisiko mehr für Patienten und Patientinnen besteht“, so Loibl abschließend.