HIV-Präexpositionsprophylaxe als Schutz für Menschen mit substanziellem Risiko

Seit 1. April 2024 können die Kosten für die Medikamente der HIV-PrEP bei den Krankenversicherungsträgern eingereicht werden.

Dank enormer Erfolge der HIV-Therapie kann die HIV-Infektion nicht mehr als tödliche, sondern als chronische Erkrankung mit hoher Lebenserwartung bewertet werden. Dennoch stellt das Leben mit HIV und der Therapie die Patient:innen, die behandelnden Mediziner:innen und das Gesundheitssystem als Ganzes vor Herausforderungen auf unterschiedlichsten Ebenen. 

Nachhaltige Reduktion der Inzidenz als oberste Priorität

Die HIV-Präexpositionsprophylaxe (HIV-PrEP), als präexpositioneller medikamentöser Schutz für Menschen mit substanziellem Risiko, stellt eine hocheffektive und kosteneffiziente Maßnahme im Portfolio der Präventionsoptionen dar. 

Die medizinische Fachgesellschaft ÖAG begrüßt und unterstützt daher die aktuellen Entwicklungen in Österreich in Form eines Kostenzuschusses, um die PrEP für mehr Menschen verfügbar zu machen. 

Zum Ausbau der Leitlinien-gerechten Umsetzung der PrEP auf medizinischer Ebene in Österreich hat die ÖAG ein eigenes PrEP-Zertifikat für Kolleg:innen aller Fachrichtungen erstellt: 

  • Umfassendes Fachwissen mittels Fortbildung 
    In einer kostenfreien Online-Fortbildung der ÖAG (6 DFP) geben erfahrene Mediziner:innen einen umfassenden Einblick in das Thema PrEP, die notwendige Begleitung und Betreuung von PrEP-User:innen. Die Fortbildung finden Sie auf www.hivprep.at.
  • Aktuelles Praxiswissen mittels kollegialem Austausch 
    Die kollegiale Vernetzung ist essenziell, da die konkrete Umsetzung der HIV-PrEP je nach Setting variieren kann und sich oft erst im klinischen Alltag konkrete Fragen ergeben. Daher werden Ärzt:innen, die nach Abschluss der Fortbildung selber HIV-PrEP nach den Qualitätsstandards der ÖAG begleiten möchten, intern mit erfahrenen Kolleg:innen zum Austausch vernetzt. 

Bei HIV besteht die Chance einer nachhaltigen Elimination, sofern wir alle verfügbaren Optionen bestmöglich einsetzen – so auch die HIV-PrEP. Deshalb appellieren wir kollegial auch an Sie, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Jede einzelne medizinische Expertise ist ein wichtiger Gewinn in den gemeinsamen Bemühungen gegen HIV in Österreich.

Kostenzuschuss für HIV-Präexpositionsprophylaxe

Die HIV-PrEP ist eine präventive Therapie in Tablettenform, die zur Verringerung des Risikos einer HIV-Infektion eingesetzt wird. Seit 1. April 2024 können die Kosten für die Medikamente der HIV-PrEP bei den Krankenversicherungsträgern eingereicht werden. Betroffene erhalten für den Monatsbedarf bis zu EUR 60,-- rückerstattet und zusätzlich einen Zuschuss in Höhe von EUR 25,-- pro Quartal für die ärztliche Beratung, die im Rahmen der Medikation mit der HIV-PrEP notwendig ist. Da es sich bei dem im Zusammenhang mit der PrEP erbrachten ärztlichen Beratungsgespräch um eine Privatleistung handelt, werden Ärzt:innen ersucht, auf den dafür ausgestellten Honorarnoten folgende Textierung anzuführen: PREP-ÄH Beratungsgespräch

Die Zuschüsse werden solange geleistet, bis die vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel ausgeschöpft sind. Die Festlegungen gelten analog auch für den Bereich der BVAEB und der SVS.
Laut Information des BMPGSK ist die HIV-PrEP für HIV-negative Personen mit erhöhtem HIV-Infektionsrisiko empfohlen. Dazu zählen vor allem Männer, die Sex mit Männern haben und dabei ungeschützten Analsex praktizieren, sowie Personen, die selbst HIV-negativ sind, aber in einer Partnerschaft mit einer HIV-positiven Person leben.