NÖ Ärztekammer weist Vorwürfe entschieden zurück
Gesundheitsminister Anschober wirft der Ärzteschaft in einer youtube-Grußbotschaft an die Apotheker vor, dass „viele Ordinationen während des Lockdowns geschlossen waren oder nur reduzierte Öffnungszeiten hatten“. Im Gegenzug wären Apotheker zu jeder Zeit für die Patienten da gewesen. „Dies ist ein Affront gegen die gesamte Ärzteschaft. Wir fordern Minister Anschober auf, nicht ständig öffentlich Ärzte gegen Apotheker auszuspielen, sondern das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen und endlich Möglichkeiten einer sinnvollen Kooperation zwischen den beiden Gesundheitsplayern gesetzlich zu ermöglichen“, zeigt sich der Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich, Dr. Christoph Reisner, MSc, verärgert.
„Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte hatten während des Lockdowns ihre Ordinationen zu mehr als 90 Prozent geöffnet. Im allgemeinmedizinischen Bereich lag die Quote noch weit darüber. Während der schwierigsten Pandemiemonate haben die Ärztinnen und Ärzte so unter widrigsten Umständen, trotz kaum vorhandenen Schutzmaterials, die medizinische Versorgung in Niederösterreich sichergestellt. Durch ihren Einsatz konnten die Krankenhäuser entlastet und für Notfälle freigehalten werden. Die medizinische Versorgung der Patienten konnte damit aufrechterhalten werden“, stellt Reisner klar und widerlegt die Unterstellungen des Gesundheitsministers. Auch bereits in der Ärztekammer gemeldete Urlaube von ordinationsführenden Ärzten wurden zurückgenommen, um die Praxen für die Patienten offen zu halten. „Aufgrund von COVID-19-Verdacht oder einer Infektion wurden in Niederösterreich 87 Ordinationen behördlich abgesondert und waren gezwungen, ihre Ordinationen zu schließen, ein Kollege hat sein Engagement sogar mit dem Leben bezahlt“, unterstreicht er weiters.
Studie der Med-Uni Graz bestätigt die zentrale Rolle der Allgemeinmediziner während des Lockdowns
Eine Studie der Universität Graz mit dem Namen Covi-Prim hat die wichtige Rolle der niedergelassenen Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner eindrücklich bestätigt. Dazu Versorgungsforscherin Univ.-Prof. Dr. Andrea Siebenhofer-Kroitzsch in einem Standard-Interview (Der Standard, Online, 27. August 2020): „ Grosso modo kann man sagen, dass sich die Hausärzte nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr gut auf die schwierige Situation eingestellt haben. Fast alle Ordinationen waren geöffnet. Weil die Information von öffentlichen Stellen nicht immer funktionierte, haben sich viele selbstständig vernetzt. Zum einen untereinander, also in der Kollegenschaft, zum anderen aber auch mit ihren Patienten, die sie, so gut es ging, über digitale Kanäle weiterbetreuten.“
NÖ Ärztekammer steht zur Zusammenarbeit mit Apothekerschaft
Ein gutes Gesundheitssystem kann weder nur mit Ärzten noch nur mit Apothekern funktionieren, es braucht beide Partner, um ein Maximum für die Patienten zu bieten. Leider gibt es noch immer gesetzliche Einschränkungen bei der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern. „Wir fordern daher die Politik auf, konstruktiv zu bleiben und endlich die gesetzlichen Grundlagen für weitgehende Kooperationen zu schaffen, anstatt eine Spaltung zu provozieren“, so Reisner abschließend.