50,4 Prozent der Mitglieder sind weiblich, Vorstand beschließt Namensänderung in der Kommunikation und im Außenauftritt
Seit September 1900 dürfen Frauen in Österreich Medizin studieren. 124 Jahre lang waren sie dennoch im Namen ihrer Standesvertretung nicht präsent. Dies hat sich zumindest in Niederösterreich mit dem heutigen Tag geändert. Denn der Vorstand der ärztlichen Standesvertretung in Niederösterreich hat in seiner Sitzung heute, Mittwoch, ein klares Zeichen gesetzt und ändert den Namen im Außenauftritt in Ärztinnen- und Ärztekammer für Niederösterreich.
„Oft wurden wir in den Vorbereitungen zu dem Antrag mit der Frage konfrontiert, ob wir nichts Wichtigeres zu tun hätten. Nach Analyse der Datenlage in unserem Bundesland sind wir zu überraschenden Ergebnissen gekommen: Besonders die Zahlen über die einzelnen Fachgruppen haben uns gezeigt, dass der Frauenanteil in vielen Fachgruppen bereits bei über 60 Prozent liegt und auch die Zahl der jungen Generation spricht eine eindeutige Sprache. Mit der Umbenennung können wir die Geschlechterrealität in unserem Bundesland abbilden. Durch die explizite Erwähnung der Ärztinnen im Namen der Standesvertretung schaffen wir Bewusstsein vor allem auch in Hinblick auf die anstehenden Verhandlungen im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform. Ja, es ist wichtig, denn die Medizin ist weiblich und das soll auch nach außen sichtbar sein“, meint Dr. Dagmar Fedra-Machacek, Kurienobmann-Stellvertreterin der niedergelassenen Ärzt:innen.
Dr. Johanna Zechmeister, Turnusärztvertreterin und Kurienobmann- Stellvertreterin der angestellten Ärzt:innen, sieht die Namensänderung als ersten Schritt Richtung mehr Geschlechtergerechtigkeit: „Ich bin sehr froh, dass sich die Ärztinnen in Niederösterreich nun endlich auch im Namen ihrer Standesvertretung wiederfinden. Wir folgen damit der Ärztinnen- und Ärztekammer für Vorarlberg, die diese Namensänderung im Außenauftritt bereits umgesetzt hat, soweit es rechtlich möglich ist. Wir hoffen, dass weitere Bundesländer und auch die Österreichische Ärztekammer ähnliche Schritte gehen, sowie auf eine Abbildung der Realität im Gesetz.“
Die dritte Ärztin, die die Namensänderung aktiv vorangetrieben hat, ist Dr. Krista Ainedter-Samide, Finanzreferentin in der Ärztinnen- und Ärztekammer: „Nach mehr als 120 Jahren ist dies ein wichtiger Schritt, um den Stellenwert der Ärztinnen und ihrer Tätigkeit auch im Außenauftritt darzustellen. Die Namensänderung fällt auf ein bedeutendes Datum. Denn seit 3. September 1900 haben Frauen das Recht, in Österreich Medizin zu studieren. Wir verdanken dies dem unermüdlichen Einsatz von Dr. med. Gabriele Possanner von Ehrenthal, die nach langen Bemühungen 1897 die Nostrifizierung ihres Schweizer Medizinstudiums erreichte. Nach Absolvierung von allen theoretischen und praktischen Prüfungen durfte sie auch in Österreich promovieren. Sie gilt als erste promovierte Frau der Universität Wien und erste Ärztin Österreichs. Trotz heftiger Widerstände war es auch Dr. Possanner von Ehrenthal, die 1904, noch bevor das allgemeine Wahlrecht für Frauen in Österreich in Kraft trat, das Wahlrecht für die Ärztekammerwahl erlangte und gleichzeitig als erste Frau in die Standesvertretung gewählt wurde.“
Unterstützung fand der heutige Antrag im Vorstand, der von den Ärztinnen Dr. Dagmar Fedra-Machacek, Dr. Krista Ainedter-Samide, Dr. Johanna Zechmeister und Dr. Eva-Maria Hochstöger, langjährige Leiterin des Referats für Genderangelegenheiten, eingebracht wurde, auch beim Präsidenten der Ärztinnen- und Ärztekammer für NÖ, Dr. Harald Schlögel, der eine entsprechende Namensänderung nun auch in der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) thematisieren und alle Bestrebungen für eine sprachliche Inklusion der Ärztinnen unterstützen wird.